Keine Schmerzen!
Und so fühlt sich also Verlieren an, Mama!
"Dann haut ihn doch einfach mal um, Mensch!" Die deutlich mahnenden Worte vom Käpt'n in der Pause den Gegner nicht beim fröhlichen Spaziergang mit Ball in Richtung Tor freundlich zu eskortiren, sonden ihn energisch zu horizontalisieren wurde zwar gehört, aber nicht verstanden.
Also. Wenn man mich fragt, dann würde ich sagen: „Ja!“ Das war wohl rechtzeitig ein scharfer Schuss vor den Bug und eine Niederlage wie ein gut gemeinter mütterlicher Rat mit erhobenem Zeigefinger. Soll heißen: Die restlichen fünf Aufgaben in der Bezirksleague, die sollte man trotz (gefühlten) 73 Punkten Vorsprung und als einsamer Tabellenprinz dann doch noch mal mit ein wenig Ernsthaftigkeit und Konfi…, Konso,… nein, auch nicht, ich hab’s gleich … Konsola… jetzt aber… Konzentration absolvieren. Möglichst.
Zum Geschehen. Als wir langsam nach und nach in Üters End eintrudelten, war der Gegner schon komplett umgezogen und scharrte nervös mit den Hufen. Zu viel Kaffee ist eben nicht gut. Bei zweitbestem Wetter und einem Platz so groß wie ein Flughafen mit einer deutlichen Talsenke an der Außenlinie, die wohl die letzte Eiszeit dort hinterlassen hat, hatten wir die zunächst die besseren Möglichkeiten. Aus dem Mittelfeld bekam ich den Ball in den Fuß gespielt und konnte mich dann gegen zwei Verteidiger durchsetzen, die mich hart sandwichen wollten. Pfui Spinne; ich konnte mich dieser Praktik jedoch durch einfache Mopsgeschwindigkeit entziehen und nach links ziehend in den gegnerischen Strafraum einfallen. Der Tor(h)uetersener kam mir harakirisch entgegengespackt und so konnte ich aufgrund mangelnder Zeit und eh beschränkter Fähigkeiten nur den Abschluss mit dem linken Fuß, den ich eigentlich nur zum Bierholen habe, probieren und schob den Ball eine halbe Bisamrattenlänge rechts am Tor vorbei.
Das zweite Wildpferd im Sturm, Olli Siems, hatte ebenfalls ein, zwei gute Möglichkeiten, leider fehlte auch ihm das nötige Kännchen Glück im Abschluss. Während die Rasensportler hinten nicht ganz dicht waren und sich immer nur durch Fouls zu helfen wussten, performten sie vorne deutlich besser und recht ansehnliche Ballstiefeletten kamen immer wieder gefährlich in unseren Strafraum gedaddelt, was für Michael, Köhli und Dedl Schwerstarbeit bedeutete. Und dann hatten wir ja auch immer noch den Mann in Weiß im Tor. Der Lange war von Anfang richtig an unter Strom, immer auf Zack und da, wo er sein musste und war er mal nicht da, dann war er trotzdem da.
Er konnte den zufälligen Führungstreffer der Gastgeber dennoch nicht verhindern, als der Ball letztendlich mit sehr, sehr viel mehr Glück als Verstand, was bei einigen Protagonisten nicht weiter schwierig war, den Weg von der Latte (des Tores) zu irgendeinem glücklich stehenden Angreifer sprang. Bums, einsnull für Uetersen.
Ja, schöne scheiße. Aber während Villa Uetersena sich noch geil fand, bastelte Villa Elmshorno schon am Ausgleich herum. Ein weiteres Mal konnte ich links außen einen langen Ball antilopisch ergattern und den am Strafraumeck ziemlich alleine wartenden Jürgen bedienen, der den Ball über dreißig Meter (25m hoch und 5m weit) in Richtung Elfmeterpunkt schlug. Dort war es Claas „John“ Wayner, der aus einem Männerbeingemenge heraus scharf schoss - und traf und zwar das Tor. Ausgleich kurz vor der Halbzeitpause. Ramalamadingdong!
In der zweiten Halbzeit galt es dann zunächst einmal den Gegner in Schach zu halten, und nicht immer wieder unbefoult in Tornähe kommen zu lassen. Die anfangs schon erwähnt deutlichen Worte vom Langen verpufften aber im dunklen Nichts der Alsenstraße. Immer wieder kam Rasenball Uetersen zum Abschluss und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann unserem Keeper die Hutschnur platzen sollte. In der 60. Minute war es dann endlich soweit, als wieder mal ein Stürmer von rechts kommend an der gesamten Strafraumkante entlang dackeln konnte, ohne dass einer von uns irgendwas dagegen hatte. Er fand die Lücke und platzierte den Ball mit Hilfen des Pfostens ins Tor. Wupp zweieins für Uebelsen und der Lange drohte vor den Augen seiner anwesenden Töchter im nächsten Moment mit einem lauten Knall zu explodieren. Zu meiner größten Verwunderung tat er es nicht.
Aber das kannten wir gleich doppelt nicht. Zwei Gegentore und zurückliegen. So anscheinend gelähmt fehlte vorne die letzte Durchschlagskraft vorm Tor und wir kamen zu keiner richtigen Torchance mehr. Nur Gefummel, kein Sex! Die letzte Viertelstunde fand dann nur statt.
Beim Abpfiff taten ein paar Untersener Hengste dann tatsächlich so, als wären sie gerade Deutscher Meister geworden; ich frag mich bloß in was? Na ja, gönnen wir ihnen den kurzfristigen Erfolg. Meister werden aber nur wir! Fertig und aus die Maus.
Ach ja, wer denn eigentlich dabei? Es gilt der bewährte Reim: Der Lange im Tor, Michael davor. Dedl und Köhli (trotz Seppel-Ausfall durfte ich nicht nominell verteidigen) als Innenminister. Als Doppelsechser Andi und Claas hinter Martin in der Zentrale und Jürgen und Jens auf den Außenposten. Vorne girafften Olli und ich mit sehr viel Auslauf über die Kalahari.
Draußen warteten Arturo, Joel, Andre und David auf den Frühling, auf gar nix und auf ihren Einsatz. Nicht im Kader standen erneut Dr. Moormann, der sich auf das Drehen merkwürdiger Kurzfilme konzentrierte, Seppel, der sich einen komplizierten Ferseninfekt eingefangen hat, Hans, der Geburtstag hatte und Kiste, der auf den nächsten Polizeiruf 110 wartete.
Die gesamte Bande hat nun einmal 14 Tage spielfrei und kann die geschundene Seele bis zum nächsten Spiel gegen keine Ahnung baumeln lassen und das geht am besten mit einem musikalischen Leberhaken aus dem Rocky-Balboa-Zyklus. „Das Ei des Tigers!“ Kein Schmerzen! Äääääääädriääääääääään!
Fotos: Karen Arnemann
Endergebnis: 2:1 (2:0)
Aufstellung: Viemann - Köhler, Homburg, Zimmermann - Chawla, Wehner, Patschan, Hägemann, Duffke - Siems, Tiedemann
Einwechselspieler: Pollehn, Kloch, Jung, Squires
Tore: Ü-Ei (20.), Wayner (34.), Ü40 (60.)
Coach: Schümann, Nemitz
Zuschauer: 55
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