Mit Müh' und Not!
Allein, allein. Ohne eigene Auswärtsfans ging es diesmal zum TuS nach Appen. Keine Spielerfrau, keine Kinder, keine Verletzten nicht einmal ein paar Ultras, die mit überdimensionaler Blockchoreo die Stimmung anheizten oder mit Pyros das Spiel zum vorzeitigen Abbruch brachten. Dafür wieder mit Kiste, der jede Menge Spaß an der Kleinbildkamera hatte...
Es könnte alles so einfach sein, ist es aber nicht. Rein theoretisch wären wir nämlich gestern einfach mal eben nach Appen geeiert, hätten dort drei oder vier Tore geschossen, uns selbstgefällig an der Schwarte gekratzt und wären dann wieder abgehauen.
Rein praktisch fing das Geduldsspiel jedoch schon auf dem Hinweg an. Eine Autofahrt an einem Freitagnachmittag durch den Kreis Pinneberg ist zurzeit nämlich kein Ponyhof. So hatten besonders Duffy und Dr. Moormann mehr Verkehr, als es ihnen in dem Moment lieb war und sie kamen später. Aber nicht zusammen. Ääh, bevor es hier an dieser Stelle nun aber in eine ganz andere Richtung abzudriften droht, konzentrieren wir uns doch lieber wieder auf die schönste Hauptsache der Welt.
Egal. Mit der unnötigen Schmach von letzter Woche in den Köpfen und diversen kleineren und größeren körperlichen Gebrechen, rheumatischen Beschwerden, normalem Gliederreißen, situativen Alterszittern und einfach nur bocklos ging es ins drittletzte Spiel vor Saisonende. Die Ansage von Coach Arne Schümann war, dass hier heute gewonnen werden muss. Egal wie.
Für diese Mission stellte er das Team wie folgt auf: Der Lange im Tor und das Defensivtrio war einmal mehr Dedl, Michael und Seppel, für den Köhli ins linke Mittelfeld vorrückte. Duffy marschierte auf der rechten Seite, den defensiven Part übernahmen Andi und der kürzlich erst von der Beautyfarm in Bayern zurückgekehrte Kiste (also known as Fliege), der Sekunden vor Anpfiff für den sich zeitintensiv drei Paar Socken anziehenden Dr. Moormann in die Anfangsformation rotierte. Hinter den Stürmern, die an diesem Aprilabend Artur und Arne hießen, sollte Olli für Schwung sorgen. Auf der Bank dann zunächst Dr. Mo, Andre und der freundlicherweise eingesprungene Meini, der so zu seiner Saisonpremiere kam.
Auf dem großen und holprigen Appener Hauptplatz, der die eh schon schwierige Ballannahme noch einmal forcierte, mussten wir uns erst einmal zurechtfinden. Nachdem wir uns dann aber sortiert hatten und auch der Letzte von uns wusste, in welche Richtung es ging, gelang es uns durch geschätzten Ballbesitz von 79 Prozent das Spiel nach vorne anzukurbeln. Wirklich zwingende Torchancen kreierten wir dadurch aber zunächst nicht. Nur drei, vier halbwegs gefährliche Bälle kamen auf das Tor des Appener Torwarts, der den Rest der Zeit die zahlreichen Streuschüsse an seinem Habitat vorbei aus dem weitläufigen Hinterland des Sportplatzes holen musste. Und sich dabei natürlich Zeit ließ.
Als der blutjunge Schiedsrichter zur Halbzeit pfiff, konnte er in recht ratlose Elmshorner Gesichter blicken. Eigentlich war alles möglich, Artur haute sich rein, Olli fraß ordentlich Kilometer und die Vorstöße von Michael und Dr. Moormann, der nach einer Viertelstunde ins Spiel gekommen war, waren vielversprechend, aber am Ende ertraglos. Apropos Schiri - wahrschlich war es auch seinetwegen, dass das Spiel bereits zu um 18 Uhr angesetzt wurde, denn seine Mutter hat es bestimmt gerne, wenn der Junge zeitig wieder zuhause ist. Dann gibt es noch eine Stulle auf die Faust und einen Kakao, dann ist aber auch Daddeldu.
Um noch mit einem Dreier (zumindest punktetechnisch gesehen) den Abend beenden zu können, musste für den zweiten Abschnitt unbedingt mehr investiert werden. Doch nix da. Die ersten Minuten waren voll für die Tonne und so hatte Appen die ersten beiden guten Tormöglichkeiten, die aber erstens von unserem Tormann und zweitens vom eigenen Unvermögen vereitelt wurden. Wollen wollten wir alle, doch wir konnten es nicht können. In dieser Phase drohte uns das Spiel komplett zu entgleiten, zumal die eigene Unzufriedenheit nicht in positive Energie umgewandelt werden konnte, sondern das Meckern gegen Mit-und Gegenspieler angefangen wurde.
Der sprichwörtliche Schalter wurde dann in den letzten 20 Minuten umgelegt, als ein bisschen Galligkeit aufkam und wir das Tor der Appener massiv bedrängten, jedoch beste Torchancen ausließen. Erst ein Ball durch die Abwehrreihe Appens hindurch auf Olli, der dann den Ball netterweise zu mir rüber schon, brachte das erlösende 1:0. Und nun hatten wir auch Bock auf das zweite Tor, was aber nicht fallen wollte. Weder Duffy, Dr. Moormann, Olli und auch ich mir, mit dem zärtlichsten Kopfball der Welt, gelang es nachzulegen.
Ob die Mannschaft nun zu alt ist, zu unerfahren oder einfach übertrainiert ist, bleibt müßig zu diskutieren. Vielleicht sollten wir ein paar Zwanzigjährige Toptalente ohne Kinder, Job und weitere Verpflichtungen ins Team einbauen, die sich ausschließlich auf Fußball konzentrieren können. Ich persönlich denke, dass es bei uns aktuell wie bei einem platten Reifen am Fahrrad ist – die Luft ist einfach raus. Dennoch sollten wir für die letzten beiden Spiele gegen Hemdingen und Blankenese noch mal die kleinen Arschbacken zusammenkneifen und noch mal Eier zeigen. Aber jetzt wird das schon wieder so unterschwellig schmuddelig. Erst mal tschüs bis nächste Woche.
Endergebnis: 0:1 (0:0)
Aufstellung: Viemann - Bahr, Homburg, Zimmermann - Köhler, Chawla, Siems, Leisner, Duffke - Kloch, Tiedemann
Einwechselspieler: Pollehn, Moormann, Meinert
Tore: Tiedemann (55.)
Coach: Schümann
Zuschauer: zwischen 5 und 55
Kommentar schreiben